19. Juni 2024 | 3 Min. Lesezeit
Falls du schon einmal im Transportwesen gearbeitet hast, kommt dir das Wort Fahrtenschreiber möglicherweise bekannt vor. Falls nicht, ist das nicht schlimm. Denn diese sind normalerweise nicht in Privatautos eingebaut. Gut, es gibt eine Ausnahme. Aber dazu gleich mehr. Am bekanntesten ist ihr Einsatz bei Brummifahrern, sprich bei LKWs und Schwerlastfahrzeugen.
Bei diesen ist der Einsatz in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben. Was tun diese Geräte? Sie zeichnen Daten wie Fahrzeiten, Ruhezeiten, Geschwindigkeit und zurückgelegte Strecken auf. Die entsprechenden Vorgesetzten oder das operative Management können dann live oder
anschließend den Fahrtenschreiber auslesen.
Das wird deshalb gemacht, um sicherzustellen, dass die vorgeschriebenen Fahrer Lenk- und Ruhezeitvorschriften eingehalten werden. Das beugt Übermüdung und die damit verbundenen Unfälle vor.
Doch Fahrtenschreiber können auch in privaten PKWs eingesetzt werden. Die nennen sich dann meist Telematik Systeme oder auch elektronische Fahrtenschreiber. Der Einsatz kann einige Vorteile steuerlicher, aber auch versicherungstechnischer Natur mit sich bringen.
Und ein Nebeneffekt ist der Einfluss auf Gewohnheiten und mitunter auch das Mindset der jeweiligen Fahrer. Im weiteren Verlauf dieses Artikels untersuchen wir etwas genauer, wie sich dieser Einfluss darstellt.
Keine klassischen Fahrtenschreiber, aber Telematik Systeme in privaten Fahrzeugen
In privaten Fahrzeugen werden Fahrtenschreiber normalerweise nicht eingesetzt. Aber es gibt etwas Ähnliches und auch zwei Anwendungsfälle, die deine Gewohnheiten und letztendlich auch dein Mindset beeinflussen können.
Es geht um Telematik Systeme oder ein elektronisches Fahrtenbuch, die größtenteils mit einer App verbunden sind. Und wann können diese Systeme in privaten Fahrzeugen eingesetzt werden? Gründe für deren Einsatz können Versicherungen, aber auch steuerliche Zwecke sein.
Einige Versicherungsunternehmen haben innovative,
fahrverhaltensbasierte Versicherungspolicen eingeführt. Durch Telematik Systeme in Fahrzeugen können sie detaillierte Daten wie Geschwindigkeit, Bremsverhalten und bevorzugte Fahrzeiten erfassen. Diese Informationen werden analysiert, um ein personalisiertes Risikoprofil zu erstellen.
Das dient dann als Grundlage für die Prämienkalkulation. Fahrer, die durch umsichtiges Verhalten wie Einhaltung von Tempolimits, vorausschauendes Bremsen und die Vermeidung riskanter Nachtfahrten überzeugen, profitieren von diesem System. Die Belohnung davon sind niedrigere Versicherungskosten.
Auch wenn du selbstständig bist, könntest du womöglich von einem Telematik System oder elektronischen Fahrtenschreiber in deinem Privatwagen (bzw. deinem Firmenwagen) profitieren. Der Vorteil ist steuerlicher Natur. Denn bei der Steuer liegt der Schlüssel in der Trennung von privaten und beruflichen Fahrten.
Hierbei schaffen elektronische Fahrtenbücher Abhilfe. Sie erfassen jede Fahrt präzise und erleichtern so die steuerliche Abrechnung erheblich.
Wie kommen nun dabei Gewohnheiten und das Mindset ins Spiel?
Das Ganze ist ein wenig, wie bevor man eine Diät oder eine Ernährungsumstellung beginnt und eine bisher etablierte Gewohnheit umstellen möchte. Der erste Schritt ist erst einmal das Bewusstmachen von Gewohnheiten. Erst danach ist es oft möglich, eine Änderung des Mindsets bzw. der Gewohnheiten herbeizuführen. Und beim Bewusstmachen kann der elektronische Fahrtenschreiber helfen.
Was bedeutet das? Beispielsweise das Wissen, dass Fahrten dokumentiert werden und es ggf. eine Belohnung in Form eines niedrigeren Versicherungsbeitrags gibt, kann dazu führen, dass Fahrer verantwortungs- und sicherheitsbewusster fahren.
Das mag am Anfang eventuell noch gewöhnungsbedürftig sein, aber genauso wie bei einer Ernährungsumstellung wird das neue Verhalten nach einigen Wochen zu einer neuen Gewohnheit.
Im weiteren Verlauf könnten sich auch deine Planungsgewohnheiten und dein Mindset zum Thema Pausen und langen Fahrzeiten ändern. Letztere sind besonders bei Geschäftsreisen oder längeren beruflichen Fahrten ein Thema.
Irgendwann könnte es ebenfalls zur Gewohnheit werden, öfter einmal Pausen einzulegen.
Damit verbunden könnte sich ebenfalls ein sparsamerer Fahrstil als neue Gewohnheit etablieren. Denn durch die Analyse von Aufzeichnungen erhält der Fahrer direktes Feedback zu Fehlerquellen. Auch das ist wieder so ähnlich wie eine Ernährungs-App zur Kalorienaufzeichnung.
Da kann es dann zu Situationen kommen wie, “Uups, da habe ich jetzt ein bisschen über die Stränge geschlagen.”
Auf lange Sicht hilft einem dann die App bzw. der elektronische Fahrtenschreiber ein Gefühl für den CO2- schonenderen oder ökonomischsten Fahrstil zu bekommen.
Zwei mögliche kritische Punkte gibt es aber dennoch sowohl für den privaten als auch den klassischen Einsatz von Fahrtenschreibern. So kann die ständige Überwachung bei einigen Fahrern zu Druck und damit zu Stress führen.
Wenn du eine Versicherung hast, die für ihre Versicherungspolice elektronische Fahrtenschreiber einsetzt, kann auch die Sorge entstehen, bloß nichts falsch zu machen, damit die Prämie nicht ansteigt. Das wäre das glatte Gegenteil von der Belohnung dafür, wenn alles rund läuft und man so fährt, wie es die Versicherung gerne hätte.